Künstliche Intelligenz auf dem Vormarsch: Wie weit geht das Gaming in Zukunft?
Thomas Jacob 12/02/2020Ein fairer Gegner oder kalkulierte Berechnung? Künstliche Intelligenz ist im Gaming-Bereich ein unumgängliches Phänomen geworden, das auf vielen Ebenen eingesetzt wird. Von Simulationen bis zu durchdachten Spielzügen wird das digitale Bewusstsein in verschiedenen Formen integriert. Aber ist der Einsatz ein positiver Schachzug oder raubt es das Spielerlebnis?
Artificial Intelligence (AI) ist im Bereich Gaming keine Innovation. Bereits 1949 dachte der amerikanische Mathematiker und Kryptograf Claude Shannon über ein Schachspiel nach, in dem der Mensch gegen einen Computer antritt. Tatsächlich wurde erst mit den Videospielen künstliche Intelligenz in die Anwendung gebracht. Simulationen, konstruierte Umgebungen und Realismus-Prüfungen bilden bis heute die Grundlage für virtuelle Erlebnisse.
In der „Sim City“-Version von 1989 kontrollierten die Spieler beispielsweise komplexe Simulationen und eine rudimentäre Spiele-Intelligenz. Diese wurde eingesetzt, um etwas zu simulieren, das dem Realismus nahekommt. Beispielhaft waren dies menschliche Eigenschaften wie Unvorhersehbarkeit oder das Abzielen auf spontane Reaktionen. Das Shoot-Em-Up-Genre wurde ebenfalls mit viel Realismus und menschlichen Reaktionen aufgewertet. In den realistischen Kriegsszenarien hatten virtuelle Kämpfer menschenähnliche Gefühle, die den Empfindungen eines echten Soldaten auf dem Schlachtfeld nachempfunden wurden. Künstliche Intelligenz ist für solche Spiele besonders wertvoll, da das Spielerlebnis in einzigartiger Weise von der Qualität der Algorithmen abhängt.
Einsatz von KI in heutigen Videospielen
Heute ist die künstliche Intelligenz und ihre Teilgebiete auf vielfältige Weise in Videospiele erfolgreich integriert. Die verschiedenen Techniken bringen zwei grundlegende Aspekte mit:
- Sie sollen mehr Realismus in künstlichen Umgebungen schaffen und
- eine natürliche Schnittstelle zwischen Spielern und der Umgebung herstellen.
Im Gegensatz zu den Anfängen des Computerzeitalters können heute Aktionen und Handlungen spontaner erzeugt werden. Das führt dazu, dass beim Gaming die künstliche Intelligenz personalisierte Szenarien und spontane Herausforderungen erstellen kann.
Künstliche Intelligenz kreiert Zivilisationen und menschliche Emotionen
Vorbei sind die Zeiten als in Shooter-Gamer automatische Bots auf dem Schirm auftauchten, die für erfahrene Spieler keine Herausforderung waren. Heute sieht sich der Spieler einer fortgeschrittenen Intelligenz gegenübergestellt. Bestes Beispiel dafür sind das Simulationsspiel „Civilization V“ und der Horror-Shooter „Fear“. „Civilization V“ ist ein rundenbasiertes Computerspiel, das im Spiel gegen die die künstliche Intelligenz viel Spaß verschafft. Bei der Einrichtung des Spiels kann das Verhalten der künstlichen Intelligenz optimiert werden. Auf diese Weise kann der Spieler bestimmen, ob der Verlauf des Szenarios aggressiver, passiver oder historisch relevanter sein soll.
Ebenso funktioniert die künstliche Intelligenz bei „Fear“. Hier werden Spieler oft hinter das Licht geführt, weil sie glauben, gegen eine Gruppe menschlicher Gegner zu kämpfen. Die Leistung der AI fühlt sich menschlich an. In „Fear“ übernimmt der Spieler die Rolle eines Special Agents mit einigen Fähigkeiten, die jedoch alles andere als ruhmreich sind. Zusammen mit einem gewaltigen Arsenal an Waffen ist das Ausmaß dieses Spiels fast grenzenlos. Nach gleichem Schema arbeitet die künstliche Intelligenz im Spiel. Sie reagiert bewusst auf Entscheidungen, wandelt die Spielverläufe ab und macht jede Entscheidung zu einer neuen Erfahrung. „Fear“ wurde 2004 veröffentlicht und zählt mittlerweile zu den älteren Generationen. Aber wo die Grafik und das Spieldesign Staub angesetzt hat, arbeitet die künstliche Intelligenz immer noch sehr robust.
Neue Möglichkeiten im Gaming
Zahlreiche technologische Verbesserungen, wie beispielsweise bei Spielkonsolen, Cloud Computing oder Virtual Reality schaffen einen beeindruckenden Rahmen für den Einsatz künstlicher Intelligenzen. In virtuellen Umgebungen entstehen dadurch Charaktere, die menschliches Verhalten und charakteristische Handlungen zeigen. Spieler erhalten die Möglichkeit ihre reale Welt gegen eine rein digitale Welt zu erzeugen, um mit anderen Teilnehmern zu interagieren. Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen schaffen in dieser Hinsicht die nächste Generation der gesamten Freizeitindustrie.
Kritische Stimmen sehen in diesem Punkt eine große Gefahr: Können traditionelle Gameplays aber erhalten bleiben. Zwar lassen sich digitale Welten schaffen, die es vorher nicht gab. Aber wie sieht es bei kleineren Games aus? Wer Poker spielen will oder clevere Schachzüge testen will, will seinen Gegner auch Schwitzen sehen. Kann ein Computer ein Pokerface erzeugen? Gehen kleine Details, die solche Spiele ausmachen, nicht verloren? Die Antwort ist nicht einfach zu geben. Im Rahmen einer virtuellen Umgebung können diese kleinen Details programmiert werden. Ein spontanes Spiel ist dagegen nicht möglich.
Auf der anderen Seite sind die Möglichkeiten gerade zu bahnbrechend. 2017 brachte sich ein Computer das Schachspiel allein bei. Eine Programmierung fand im Vorfeld nicht statt. Lediglich während des Spiels lernte der Computer die Regeln anhand von Zügen und seinem menschlichen Gegner. Innerhalb von vier Stunden konnte der Rechner sämtliche Optionen und Varianten ausloten, was ihn zu einem unschlagbaren Schachprofi macht.
Fester Bestandteil der Entwicklung
In den letzten Jahren hat sich die Spiele-Branche einer Reihe von Veränderungen unterzogen. Computerspiele spielten eine Schlüsselrolle in der Erforschung der künstlichen Intelligenz. Anhand der verschiedenen Spielkonzepte konnten Entwickler interessante Probleme aufwerfen, sie lösen und die Herangehensweise optimieren. Dank des Fortschritts beim Deep Learning sind Computer in der Lage, menschliche Prozesse in Spielen zu imitieren. Die Schwierigkeiten der einzelnen Level kann die Spiele-AI an den Fähigkeiten des Spielers ausrichten und das Spiel für ihn zu einer realistischen Erfahrung zu machen.
Unfaire Methoden oder der Wegfall von Spielspaß ist in diesem Fall keineswegs gegeben. Die Eigenschaften werden mit der AI lediglich in ein neues Verhältnis gesetzt und bringen ein interaktives Handeln zustande. Die Gaming-Industrie steht vor einer wahren Goldmine, die sicherlich noch unter einem Berg an Forschung versteckt ist. Aber wenn die Zeit gekommen ist, wartet im besten Fall auf jeden Spieler ein individuell angepasstes Game-Play, das sich komplett nach seinen Entscheidungen richtet.
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