Der Rails Girls „Summer of Code“: besser leben als Programmiererin

Thomas Jacob 21/04/2014

Es arbeiten immer noch viel zu wenige Frauen in der IT. Mehr und mehr Initiativen schießen aus dem Boden, um Mädchen und Frauen das Programmieren schmackhaft zu machen. Ein besonders interessantes und besonders freundliches Projekt sind die Rails Girls, deren Stipendien „Summer of Code“ dieses Jahr in die zweite Runde gehen.

Rails Girls Stipendium

Bei den Rails Girls bekommen begabte Programmiererinnen ein Stipendium
© goodluz – Fotolia.com

Die Rails Girls wirken viel mehr wie ein Freundeskreis statt wie ein Programmiererinnenclub. Bei ihren Treffen gibt es Selbstgebackenes, viel Gelächter, selbstironische Plakate und natürlich – Computer. Das alles ist nicht nur kostenlos, sondern findet mittlerweile in über 86 Städten weltweit statt. Die Initiative aus Finnland hat seit ihrer Gründung 2010 viele Anhängerinnen gefunden, die in kostenlosen Workshops ihre Programmiererinnenkenntnisse an interessierte Laien vermitteln. Dabei haben sich in vielen Städten schon Communitys und Freundeskreise herausgebildet, denn die Workshops sind mehr als bloßes Lernen: Hier vernetzen sich die aufgeschlossenen Frauen, schließen sich zu Projekten zusammen und entwickeln gemeinsam Open Source Programme weiter.

Binärcode

© Markus Vogelbacher – Pixelio.com

Damit dies noch intensiver geschehen kann, hat Rails Girls gemeinsam mit der Travis Foundation den „Summer of Code“ ins Leben gerufen. Hier sollen Frauen, die ernsthaft und langfristig an Open Source Projekten arbeiten möchten, finanziell und ideell unterstützt werden. Einen Sommer lang können sich Interessierte eine Partnerin und einen Coach suchen und gemeinsam intensiv an einem Projekt arbeiten. Letztes Jahr konnten 19 solcher Stipendien durch Sponsoring und Crowd Funding realisiert werden.

Auch dieses Jahr will die Initiative wieder so viele Stipendien realisieren. Bis Anfang Mai können sich Interessierte bewerben. Das Frausein ist bei der Bewerbung kein Muss; wer aber vom biologischen Geschlecht eine Frau ist oder sich als solche fühlt und behandelt wird, hat bei der Bewerbung Vorzüge. Das erklären die Rails Girls durch die besonders niedrige Frauenquote in Open Source Projekten: Von den an Open Source Projekten arbeitenden Menschen sind nur 1,1 Prozent weiblichen Geschlechts.

Der Rails Girls Summer of Code ist von dem Google Summer of Code inspiriert, welcher Studierenden weltweit eine ähnliche Möglichkeit bietet, an Open Source Projekten zu arbeiten. Auch hier funktioniert das Lernen vor allem über Mentoren, welche ihr Wissen an die Studierenden weitergeben. Die Informatica Female, die Informatik-Sommeruniversität für Frauen in Bremen, bietet ebenfalls ein ähnliches Programm an, jedoch in einer intensiven, gebündelten Zeit von 2 Wochen.

Den Sommer vor dem Computer zu verbringen, mag für viele abschreckend wirken. Dass sich diese Investition lohnt, zeigt jedoch nicht nur der wachsende Erfolg der Initiative. Die Rails Girls scheinen zufrieden, weil ihre Teilnehmerinnen nicht nur die Angst vor Computern abbauen, sondern in vielen Fällen danach als Programmiererinnen arbeiten können. Wie gefragt Programmiererinnen-Kenntnisse auf dem Arbeitsmarkt sind, zeigen die Stellenanzeigen für Programmierung, Datenbankenpflege und SAP-ERP-Entwicklung der Jobbörsen; Programmieren ist längst kein Beruf mehr, sondern eine Soft Skill, die in vielen Arbeitsbereichen eingesetzt werden kann. Allein das sollte Frauen Motivation genug sein, sich auf die Open Source Initiative einzulassen und ihre Angebote zu nutzen.

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