Pokerregeln und Pokerjargon bei Casino-Turnieren
Thomas Jacob 29/08/2017Das Internet ist der größte Feind des Casinos. Poker-Turniere mit real anwesenden Gegnern jedoch haben ihr ganz eigenes Flair.
Wer sich zum ersten Mal in ein Casino begibt, um zu pokern, muss wissen, wie er sich zu verhalten hat. Dahinter verbirgt sich mehr als nur die Kleiderordnung, die ohnehin nicht mehr so streng gehandhabt wird. Wie man sich in ein Turnier einkauft, was die einzelnen Kartenkombinationen bedeuten sowie die Regeln des Spiels Texas Hold´em an sich sind das Eine, die Gepflogenheiten des Hauses und der Jargon des Spiels das andere.
Casino versus Internet
In Spielbanken wird für die Veranstaltung eines Pokerturniers, welches im Gegensatz zu Black Jack oder Roulette schließlich von den Gästen gegeneinander und nicht gegen das Haus gespielt wird, die Spielbank also nicht gewinnen kann, eine Taxe erhoben, die meist bei Erreichen einer bestimmten Höhe des Pots diesem entnommen wird. Zudem werden im Verlauf des Spiels Trinkgelder erwartet, die in den Tronc wandern. Von diesem werden die Dealer bezahlt. Spielbanken hoffen daher, dass die Atmosphäre und das Spiel gegen persönlich anwesende Gegner, trotz der kleineren Umstände im Vergleich zur Konkurrenz im Internet, die Pokerfreunde überzeugen können.
Die Dealer sehen sich stets in der Pflicht, schnell und möglichst fehlerfrei zu arbeiten, schließlich treten sie gegen einen Computer an. Auf die Fairness der Pokerspieler wird neben einigen grundsätzlichen Regeln am Tisch vertraut. Zum Beispiel ist es überraschender Weise der Fall, dass bei einer Fehlzuweisung des Pots an die nicht beste Hand durch den Dealer der zu Unrecht gewinnende Spieler nicht gezwungen ist, die Jetons wieder herauszugeben! Eine Regelung, welche bei dem wahren Gewinner zu Recht Wut auf den Dealer und den übervorteilten Spieler auslösen wird, welcher sich aber in den meisten Fällen als gerecht erweist.
Um bei Turnieren die Gerechtigkeit zu wahren, wird auf gleich stark besetzte Tische geachtet (Balance de Tables), damit die Spieler gleich häufig die Blinds zu entrichten haben. Aus diesem Grunde ist auch das Ausscheiden aus dem Spiel, der nachträgliche (Wieder-)Einstieg oder der Wechsel des Sitzplatzes oder des Tisches streng geregelt. Niemand darf an der Position des Dealer Buttons oder zwischen den Blinds einsteigen, außerdem muss der Big Blind zeitnah gezahlt werden.
Einige Casino-Regeln bei Pokerturnieren
Außerdem werden die Spieler dazu angehalten, stets für alle Mitspieler nachvollziehbar zu agieren, das heißt während die Karten stets geheim zu halten sind, gilt es hingegen die Jetons sichtbar und zu Stapeln sortiert vor sich zu haben oder auf Anfrage Auskunft zu geben. Aufgrund dessen werden im Verlauf des Turniers die Jetons auch gegen höher wertige gewechselt (Race for chips).
Beim Setzen einer Erhöhung soll der Betrag verbalisiert oder in einem Zug eingebracht werden, ansonsten liegt ein String Bet vor, der nur als Call gewertet wird. Doch Vorsicht ist geboten: Das Wort zählt. Schiebt der Spieler weniger Jetons in Richtung des Pots als er angekündigt hat, muss er nachreichen. Andererseits bekommt er aber auch seine Jetons zurück, wenn er versehentlich mehr gibt, als er nannte. Äußert sich der Spieler nicht, überprüft der Dealer kurz, ob die Erhöhung regelkonform ist. Dahinter verbirgt sich die 50% -Regel, welche besagt, dass eine Erhöhung mindestens in Höhe des doppelten Big Blinds erfolgen muss. Beträgt der versuchte Raise weniger als 50% des erforderlichen, so gilt er als Call und der Dealer gibt dem Spieler den überschüssigen Betrag zurück. Übertrifft der gesetzte Betrag 50 % des doppelten Big Blinds, muss der Spieler jedoch die restliche Summe noch bringen. Dauern die Überlegungen des Spielers zu lange, kann ihm durch den Floorman (eine Art Aufsichtsperson bei Pokerturnieren, die noch über den Dealern steht) ein Time ausgesprochen werden. Ihm bleibt dann noch eine Minute sich zu erklären.
Des Weiteren ist es selbstverständlich nicht gestattet, mit anderen am Tisch zusammen zu spielen, also Absprachen zu treffen oder einander die Karten zu zeigen. Auch das Verwenden eines Mobiltelefons am Tisch ist aus nachvollziehbaren Gründen nicht gestattet. Unterhaltungen in Fremdsprachen, außer dem Englischen, sind zu vermeiden, um Verdachtsmomente hinsichtlich einer Absprache zu vermeiden. Wer den Tisch vorübergehend verlässt, muss trotzdem die Zwangseinsätze tätigen, der Dealer zieht diese ein, oder sie müssen nachgereicht werden. Karten dürfen nicht vom Tisch entfernt werden und die Anzahl der Jetons vor und nach der Pause muss übereinstimmen.
Pokerjargon
Das Spiel hat mittlerweile eine eigene Sprache entwickelt, die es zu verstehen gilt, möchte man wirklich teilhaben. An dieser Stelle sollen die wichtigsten Begriffe, die noch nicht im Textzusammenhang erläutert wurden, belichtet werden. Unter einem Backdoor flush draw versteht man 3 Karten der selben Farbe in der Hand und auf dem Flop, ein Flush ist also möglich, falls Turn und River auch diese Farbe aufweisen. Einen Bad Beat hat man, wenn man wider Erwarten mit einer guten Hand verliert (auch als cracked bezeichnet), zum Beispiel wenn man mit einem Busted Draw scheitert, also einem nur noch eine Karte fehlte. Einen Cold Call macht ein Spieler, sobald er bei einer erhöhten Hand mitgeht. Ein schwacher Spieler wird auch als Fish bezeichnet. Wird die nächste Karte aufgedeckt, ohne dass jemand dafür zahlt (alle Spieler haben nur gecheckt), ist die nächste Karte eine sogenannte Free Card.
Ein Freeroll ist ein Turnier ohne Buy In, aber mit Preispool. Wenn in der Mitte eine Karte zur Straße fehlt, hat der Spieler einen Gut shot und unter einer Open-ended Straight versteht der Pokerspieler eine beinahe komplette Straße, die sich sowohl am unteren als auch am oberen Ende ergänzen lässt. Ist seine Hand hingegen bereits fertig und er hat gute Chancen zu gewinnen, so verfügt er über eine Made Hand, vielleicht ja sogar über eine sehr gute (Monster) oder gar unschlagbare (Nuts). Die Odds bezeichnen die Wahrscheinlichkeit des Erhalts einer gewissen Karte oder eines Gewinns, dazu muss der Spieler sich die Outs vor Augen führen, also die Anzahl der Karten, die eine Hand verbessern würden (erfahrene Pokerspieler berechnen sich so ihre Chancen). Berechnungen, die die Wahrscheinlichkeit zu gewinnen mit der Höhe des Pots in Verbindung setzten (von erfahrenen Spielern zur Berechnung des Erwartungswerts verwendet) nennt man Pot Odds. Ein Spieler, der mit relativ wenig Jetons spielt, nennt man Short-Stacked, befindet sich dieser in der Situation des Spielers, der als nächster an der Reihe ist, so ist er Under the Gun.