Selfie – Trend der Zeit und Sucht
Thomas Jacob 15/11/2016Ein Selfie ist ein selbst aufgenommenes Foto. Also an sich nichts Besonderes. Sicherlich hat jeder von uns lange vor der “Erfindung” des Selfies mit ausgestrecktem Arm ein Foto von sich selbst gemacht. Ursprünglich kommt diese Technik aus der Malerei und wird zur Vorbereitung von Selbstporträts benutzt. Doch mittlerweile nimmt der Selfie Wahn immer groteskere Formen an.
Wie entstand der Selfie Trend?
Den Begriff Selfie kennen wir, seit die Popularität der Social Media Dienste anfing zu steigen. Viele Menschen sind heutzutage fast permanent online. Facebook, Instagram, Twitter, Whatsapp, Snapchat und Pinterest – diese beispielhaften Medien machen es einfach, mit Freunden in Kontakt zu bleiben und Erlebnisse schnell sowie unkompliziert mit allen zu teilen. Man kann auf die Schnelle ein Foto posten und dieses der Familie, den Freunden sowie den Bekannten zeigen So sehen diese schnell, wo man gerade ist und was man erlebt. Das Wort Selfie tauchte im Jahre 2002 zum ersten Mal in den Medien auf und ist australischen Ursprungs. Circa 2011 wurde es in den deutschen Sprachgebrauch übernommen. Im Time Magazine stand das Wort in der Top 10 Liste der Schlagworte des Jahres 2012.
Inzwischen machen laut einer Umfrage rund 25 Millionen Deutsche regelmäßig Selfies, besonders Frauen und Mädchen sind hier aktiv. 59% der Befragten teilen die Foto sofort in den sozialen Medien. Die Städte mit den meisten Selfies in Deutschland sind Düsseldorf, Wiesbaden, München und Köln. Die beliebtesten Themen sind Urlaub, Kleidung, Essen, Fitness und Selfies mit Promis. Einer der neueren Trends ist das ‘Duckface’, bei dem das Gesicht zu einer Schnute verzogen wird. Im Schnitt macht jede Frau in Deutschland drei Selfies pro Tag.
Mit Ihrem Aussehen sind die wenigsten komplett zufrieden, und so geben 39% der befragten deutschen Frauen zu, ihr Selfie vor der Veröffentlichung mit Hilfe eines Bildbearbeitungsprogramms zu perfektionieren. Photoshop, Gimp oder verschiedene Apps wie PicBeauty oder YouCam zaubern Pickel oder Doppelkinn im Nu weg. In anderen Ländern finden sich die Menschen scheinbar schöner. In Spanien bearbeiten nur 34% der Frauen ihre Selfies, in Italien 32%, in Frankreich 25%, und nur 23% der Engländerinnen verschönern ihr Foto für die Social Media.
Stars und Selfies
Für Stars und Celebrities sind Selfies die beste Möglichkeit, ihre Fangemeinde auf dem Laufenden zu halten und zu vergrößern, allen voran Kim Kardashian, die ihre Berühmtheit letztendlich ihrer ständigen Social Media Präsenz zu verdanken hat. Die “It” Lady bekannte sich vor Kurzem als Selfie-süchtig und fotografiert sich anscheinend im Minutentakt, um in jeder Lebenslage ein perfekt gestyltes Foto veröffentlichen zu können.
Suchtgefahr
Natürlich wünschen sich viele junge Mädchen ein bißchen von diesem Glamour und so eifern sie ihren Idealen nach. Dabei laufen sie Gefahr, sich zu sehr auf ihren Körper zu reduzieren, ihr Selbstwertgefühl mit sexy Fotos aufzupeppen und zu viel Einblick in ihr Privatleben zu gewähren. Ein Smartphone zu haben ist heutzutage normal. Menschen verbringen heute mehr Zeit im Internet als jemals zuvor. Die sozialen Medien sind eine Plattform, um Kontakte zu pflegen, mehr und mehr aber holen sich Menschen auf diesem Wege soziale Bestätigung und Anerkennung, um sich attraktiv zu fühlen. Bedenklich wird es, wenn die ‘likes’ , die das Selfie bekommt, wichtiger werden als Anerkennung und Lob von realen Freunden sowie der Familie. Die Reaktion der anderen auf das Selfie gewinnt mehr Bedeutung als der schöne Moment, in dem das Foto entstanden ist. Wenn Sie morgens nach dem Aufwachen als erstes checken müssen, wie das Selfie von der gestrigen Party bei Ihren ‘Fans’ angekommen ist, sind Sie möglicherweise auf dem Weg, Selfie abhängig zu werden.