Müssen bei der World Series of Poker zukünftig 30 Prozent Steuern gezahlt werden?
Thomas Jacob 22/02/2017Unter professionellen Pokerspielern sorgte in den letzten Tagen ein Artikel des Steuerexperten Russ Fox für Aufsehen. Dieser hat sich in der Szene einen Namen gemacht, weil er in den letzten Jahren auf seiner Webseite „Taxabletalk“ jeweils die Steuerbelastung der Gewinner des WSOP-Events schätzte. Nun sprach Fox von einer bedeutenden Änderung bei der Auszahlung der Gewinne an ausländische Teilnehmer. Bisher erhielten diese direkt vor Ort eine Steuernummer (ITIN) zugeteilt und waren anschließend selbst für die Versteuerung des Gewinnes verantwortlich. Faktisch führte dies dazu, dass vor allem Europäer überhaupt keine Steuern auf ihre Gewinne zahlen mussten.
Pius Heinz zahlte bei seinem Gewinn gar keine Steuern
Deutlich wird dies am Beispiel des deutschen Siegers aus dem Jahr 2011 Pius Heinz. Dieser war zum Zeitpunkt des Turniers in Wien gemeldet, wo professionelle Pokerspieler keine Steuern auf ihre Gewinne zahlen müssen. Da Österreich zudem über ein Steuerabkommen mit den Vereinigten Staaten verfügt, musste Heinz auch vor Ort keine Abgaben entrichten. Er konnte sein Preisgeld also vollständig behalten. Anders sieht dies bei amerikanischen Gewinnern aus: Der Gewinner des Jahres 2016, Qui Nguyen, lebte in Las Vegas und musste von seinem Preisgeld in Höhe von $8.005.310 immerhin stolze $4.682.153 an den Staat entrichten. Dann lieber online spielen und steuerfrei bleiben.
Ein Brief der amerikanischen Steuerbehörde sorgt für Aufregung
Russ Fox berichtete in seinem Artikel nun, dass die Casinos in Las Vegas bei Gewinnen von mehr als 5.000 Dollar keine Steuernummern mehr ausstellen dürften. Stattdessen fordere die amerikanische Steuerbehörde IRS, dass pauschal dreißig Prozent des Gewinns einbehalten werden müssen. Pokerspieler aus Staaten mit niedrigeren Steuersätzen müssten sich dann anschließend um eine Rückerstattung bemühen – was einen deutlich höheren bürokratischen Aufwand darstellt als das bisherige Verfahren. Als Quelle beruft sich Fox auf einen Brief der Steuerbehörde an alle Casinos in Las Vegas. Da er als seriöser Journalist und Experte für Steuerfragen gilt, wurde das Thema von den Teilnehmern der WSOP sehr ernst genommen.
Die World Series of Poker gibt Entwarnung
Die Turnierveranstalter haben inzwischen aber reagiert und Entwarnung gegeben. Per Twitter wurde bekannt gegeben, dass zumindest bei der „World Series of Poker“ zunächst alles beim Alten bleibt und ausländische Spieler sich keine Sorgen machen müssten. Ohnehin hätte die Neuregelung zunächst nur für erstmalige Gewinner gegolten. Spieler, die bereits in den vergangenen Jahren ein Preisgeld gewonnen haben und dabei eine Steuernummer erhielten – beispielsweise Kenny Hallaert aus Belgien und Vojtech Ruzicka aus Tschechien – können diese auf jeden Fall auch weiterhin nutzen. Allerdings ist die zugeteilte Steuernummer nicht unbegrenzt gültig, sondern läuft nach einiger Zeit ab.
Steuerzahlungen können die Preisrangliste durcheinander wirbeln
Der eine oder andere amerikanische Pokerspieler dürfte aber vielleicht gar nicht so traurig darüber sein, wenn zukünftig auch die europäischen Spieler vom Staat zur Kasse gebeten werden. Denn Steuerzahlungen sorgen schon einmal dafür, dass niedrigplatzierte Spieler letztlich mehr Geld behalten dürfen. So musste bei der WSOP 2016 der viertplatzierte Michael Ruane 45,8 Prozent Steuern zahlen und hatte so am Ende weniger Geld in der Tasche als die sechstplatzierte Kenny Hallaert, die als Belgierin von Steuern auf ihr Preisgeld befreit war.